Fleisch gilt als Motor der menschlichen Evolution und bleibt nach wie vor ein wichtiger Bestandteil der ausgewogenen Mischkost. Trotzdem werden die Verbraucher häufig mit „Empfehlungen“ von diversen Institutionen konfrontiert, die sich auf „wissenschaftliche Studienergebnisse berufen“. Doch nun werden – ausgerechnet aus der Wissenschaft – kritische Stimmen laut.

Bedenken zur Qualität und Transparenz von Daten

So kritisiert Professor Alice V. Stanton [1] in ihrer Veröffentlichung im Wissenschaftsmagazin Natur [2] die „inakzeptable Verwendung von minderwertigen Daten bei politischen Entscheidungen“. Sie äußert „erhebliche Bedenken hinsichtlich der Qualität und Transparenz der Eingangsdaten“, deren Analyse letztendlich zu einer Empfehlung zum Reduzieren von Fleischkonsum geführt haben soll. Auch die Annahmen und Modelle, die belegen sollen, dass eine starke Reduzierung des Fleischkonsums gut für die menschliche Gesundheit ist, zieht die Professorin aus Dublin in Zweifel.

Bestätigte schwerwiegende Fehler auch bei EAT-Lancet

Im Klartext heißt es: Es gibt berechtigte Zweifeln aus der Wissenschaft daran, wie – durchaus prominente Organisationen – zu Ihren Ernährungsempfehlungen kommen. Deren „Empfehlungen“ beeinflussen – ungeachtet der bekannten schwerwiegenden Mängel – politische Entscheidungen und dienen als wissenschaftliche Begründung für „Ernährungsrichtlinien“.

Daher fordert Prof. Alice V. Stanton: „Bestätigte schwerwiegende Fehler müssen unverzüglich in allen Veröffentlichungen der Institutionen korrigiert werden“. Auch die Empfehlungen von EAT-Lancet zum Reduzieren vom Fleischkonsum müssen transparent und evidenzbasiert sein, so die Wissenschaftlerin.

Positive Eigenschaften von tierischen Lebensmittel werden oft nicht berücksichtigt

"Die geringere Bioverfügbarkeit von Proteinen und wichtigen Mikronährstoffen aus pflanzlichen Lebensmitteln im Vergleich zu Lebensmitteln tierischen Ursprungs wurde in keinem dieser Berichte angemessen anerkannt oder behandelt. Außerdem waren die Bewertungen der Verzerrungen und der Sicherheit entweder begrenzt oder fehlten ganz", schreibt Prof. Alice V. Stanton in ihrem Artikle für internationale wissenschaftliche Zeitschrift Nature.

Obwohl viele dieser Fehler und Einschränkungen auch von den EAT-Lancet-Autoren eingeräumt wurden, sind die veröffentlichten Arbeiten nicht korrigiert worden. „Infolgedessen beeinflussen diese Berichte weiterhin fälschlicherweise ernährungspolitische Entscheidungen und internationale Ernährungsrichtlinien wie die Livewell Diet des World Wildlife Fund und die Nordic Nutrition Recommendations 2023“.

Akademische Ehrlichkeit und intellektuelle Integrität

Professor Alice V. Stanton schließt sich daher der Forderung an: "Die Ernährungsepidemiologie kann und muss sich verbessern, indem sie eine größere wissenschaftliche Strenge, akademische Ehrlichkeit und intellektuelle Integrität anstrebt "[3]. Daher muss die Ernährungsepidemiologie bei der Durchführung systematischer Überprüfungen von Ernährungsfaktoren, bei der Schätzung globaler Gesundheitsdaten und bei der Verwendung dieser Daten für politische Entscheidungen und Ernährungsrichtlinien ähnliche oder analoge Regeln und Standards befolgen wie es auch auf anderen Forschungsgebieten der Fall ist.

[1] Professor Prof Alice V. Stanton (Fakultät für Pharmakologie und Biomolekularwissenschaften) am Royal College of Surgeons in Ireland, Universität für Medizin und Gesundheitswissenschaften, Dublin, Irland https://www.rcsi.com/people/profile/astanton

[2] www.nature.com/articles/s41538-024-00249-y

[3] Brown, A. W. et al. Toward more rigorous and informative nutritional epidemiology: The rational space between dismissal and defense of the status quo. Crit. Rev. Food Sci. Nutr. 63, 3150–3167 (2023).